Oft sitzt auf Kirchturmspitzen in luftiger Höhe eine goldene Kugel. Sie verziert den Turm und gibt ihm ein kostbares Aussehen. Nicht immer ist diese Kugel aus Gold, manchmal ist sie aus Kupfer und braun. Solche Metallkugeln gibt es auch auf Burg- und Schlosstürmen und genau wie bei den Kirchen, werden hier die Kugeln ebenfalls als Kapsel benutzt – sie sind nämlich innen hohl und können gefüllt werden. Und was steckt dort drin? Kostbarkeiten! Die Turmkugel ist ein perfektes Versteck: Ist sie einmal auf der Turmspitze montiert, kann sie nur noch schwer erreicht werden. Darum wurden die Kugeln früher oft als Schatzkisten und Zeitkapseln genutzt: Menschen füllten sie mit wertvollen Gegenständen und wichtigen Schriften aus ihrer Zeit. Zum Beispiel eine Tageszeitung oder Münzen. So gefüllt bleiben diese Kapseln viele Jahre in schwindelnder Höhe, der Inhalt bleibt ein gut gehüteter Schatz. Falls die Kapseln dann doch einmal geöffnet werden, geben sie Einblick ins Leben vergangener Zeiten.
Übrigens: Die Kirchturmkugel ist nicht der Abschluss des Turmes: Meistens steht auf der goldenen Kugel noch ein Kreuz, ein Wetterhahn oder eine Wetterfahne aus Metall.
Vor zwei Jahren lüfteten die Schwestern des Kloster Fahr das Geheimnis und öffneten die goldene Turmkugel. Darin fanden sie Dokumente und Briefe. In einem Brief aus dem Jahre 1965 fragte der Verfasser, ob die Schwestern heute schon Ferien auf dem Mond machen oder anstatt eines Autos sogar schon ein Flugzeug besitzen. Es lag sogar ein Brief aus dem Jahre 1804 in der Kugel. Bei jeder Renovation des Kirchturms kommt ein neuer Brief dazu. So schreibt auch Irene Gassmann einen Brief an die nächste Generation und legt ihn in die Turmkugel.
Da fliege ich doch mal nach ganz oben und güggsle in die Kugel hinein, hihi.
Text: Domenica Continisio Holenstein
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