Es war einmal eine junge Katze. Sie gehörte niemandem. Wenn sie herumstreifte, musste sie aufpassen. Es gab böse Hunde und gefährliche Autos. Wenn sie hungrig war, jagte sie eine Maus. Die Katze war zufrieden. Dann aber kam der Winter. Die Katze fand nichts mehr zu fressen und fror jämmerlich. Eines Abends schlich sie zu einem Haus und rollte sich unter einem Busch zusammen. «Im Garten ist ein Tiger!», rief Elias, als er aus dem Fenster schaute und das gestreifte
Pelzknäuel sah. Sofort sprang seine Schwester Lara heran und spähte auch hinaus. «Du spinnst ja, Tiger gibt es nur im Zoo. Dieses Muster sieht doch aus wie bei diesem Fisch aus dem lustigen Film», sagte sie. «Ach was, du spinnst selber: Fische sitzen nicht im Schnee.» In dem Moment hob das Tier den Kopf. «Das ist weder ein Tiger noch ein Fisch, das ist eine kleine Katze», rief Elias. Er holte in der Küche ein Stück Wurst, öffnete die Tür und legte das Futter hin. «Komm, kleiner Tigerfisch! Hier bekommst du was zum Fressen», lockte er. Die kleine Katze schlich näher und schnappte sich den Wurstzipfel. Am nächsten Tag kam Tigerfisch wieder, am übernächsten auch. Und immer legten Elias und Lara etwas zum Fressen für ihn hin. Dann liessen Elias und Lara die Tür einen Spalt offen. Die Katze schlich herein und rollte sich auf dem Ofen zusammen. Seither ist Tigerfisch geblieben.
Es war einmal ein Mädchen. Seine Familie war arm, aber zufrieden. Einmal kam das Mädchen aus der Schule nach Hause und weinte. «Warum weinst du?», fragte die Mutter. Da erzählte das Mädchen, die Anderen würden es auslachen. «Warum das denn?», fragte der Vater. Das Mädchen erzählt, dass alle anderen Kinder schönere Spielsachen, schönere Kleider und schönere Schuhe hätten. «Wir haben Turnschuhe, die beim Laufen blinken. Oder solche mit kleinen Glitzersteinchen drauf. Du aber hast nur graue Gummistiefel, total langweilig – genauso wie du selber!», hänselten die Kinder und liessen das Mädchen stehen. Mutter und Vater tuschelten eine Weile zusammen und dann lachten sie. «Pass auf: Morgen wirst du die schönsten Schuhe von allen haben!», riefen sie und das Mädchen ging schlafen. Als es am nächsten Tag aufwachte, standen vor seinem Bett seine Stiefel. Aber was war denn das? Die sahen ganz anders aus! Das waren keine grauen Gummistiefel mehr! Der Vater hatte sie mit goldener Farbe angemalt, sodass sie glänzten und glitzerten. «Jetzt hast du die schönsten Schuhe, Die es gibt», sagte der Vater und das Mädchen lachte. Es schlüpfte in die Stiefel und ging zur Schule. «Schaut her! Da kommt Goldstiefelchen. Ihre Schuhe sind so schön wie von einer Prinzessin», riefen die anderen und waren ein bisschen neidisch.
«Ha, ha! Schaut, da kommt der Hans!», rufen die Kinder. Hans versucht, sich unsichtbar zu machen. Das nützt nichts, im Gegenteil. Die Kinder umringen ihn und rufen im Chor: «Schaut, da kommt der Hans! Hans, Hans, Hans, das ist die blöde Gans!» – «Warum hänselt ihr Hans?», fragt die Lehrerin. Er ist nicht cool, sagt Reto. Er trägt keine coolen Turnschuhe und hat immer einen so doofen roten Pulli an, sagt Ines. Er hat einen blöden Namen: Hans Gantz, sagt Tim. Er ist einfach doof, sagen alle und Anführer Erik fragt: Kannst du überhaupt irgendetwas, Hans – du Gans? «Ja. Laufen kann ich», sagt Hans, «jede Wette, dass ich schneller laufen kann als ihr alle?» Die Kinder lachen. Die Lehrerin sagt: «Gut, wir machen ein Wettrennen.» Sie zeigt auf den Schneehügel vor dem Schulhaus. «Wer zuerst oben ist, hat gewonnen.» Die Kinder laufen los. Reto ist schweissgebadet. Ines rutscht mit ihren coolen Turnschuhen aus. Tim heult vor Anstrengung. Und Hans? Er sprintet und sprintet. Mühelos kommt er oben an. Als Erster. Er hat gewonnen. Und Anführer Erik? Der keucht hochrot den Hügel hinauf. Oben gibt er Hans die Hand. «Ok. Das war wirklich cool, Hans», sagt er und alle Kinder nicken.
Ich bin ein Frosch ganz klein und grün –
doch täusch dich nicht: Ich bin auch kühn!
Die Stufen hüpf ich hier hinunter –
und bleib dabei ganz cool und munter.
Zwar bin ich klein, doch stark und fit –
so springe ich von Tritt zu Tritt.
Eins und zwei und drei und vier –
ganz schön streng, das sag ich dir!
Noch einen Sprung, dann bin ich dort –
Und gebe dir mein Ehrenwort:
Für mich ist das ein Kinderspiel –
doch manchen ist das schon zu viel!
Texte: Christine Weber
Illustrationen: Daniela Rütimann
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