Religion und Kultur für Kinder

Die Maismenschen im Popol Vuh


Das heilige Buch der Maya heisst Popol Vuh. Wie in der Bibel stehen auch im Popol Vuh Schöpfungsgeschichten. Wie hat alles angefangen? Ganz früher gab es nur Himmel und Meer. Es war ganz still. Den Göttern wurde es langweilig. Sie vermissten jemand, der sie anbetet. Jemand, der ihnen Opfer bringt. Also machten sie zuerst einen trockenen Platz: die Erde. Die Götter formten einen ersten Menschen aus Schlamm. Dann einen zweiten aus Holz. Aber beide «Menschenarten» vergassen, den Göttern zu danken. Die Götter schickten eine Flut und wollten alles zerstören. Erst der dritte und letzte Versuch der Götter gelingt: Sie sammeln Maiskörner und mahlen es zu Mehl. Dann mischen sie es mit Wasser und formen daraus vier Menschen. Und da der Mais verschiedene Farben haben kann – weiss, gelb, rot oder braun – entstanden Menschen mit verschiedenen Hautfarben. Die Götter waren mit den «Maismenschen» zufrieden, denn diese lernten schnell, dass sie die Götter verehren sollten.

 Bild: Daniela Rütimann

In der Bibel gibt es keine «Götter». Es gibt nur den einen Gott. Das ist der grosse Unterschied vom Popol Vuh zur Bibel. Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten: Auch in der Bibel wird der «Urmensch» (hebräisch: adam; Mensch) aus fruchtbarer Erde (hebräisch: adamah; Erde vom Ackerboden) ge- formt. Dann bläst Gott den Lebensatem in die Nase. Aber auch hier gelingt der erste Versuch noch nicht. Der Urmensch ist einsam und muss nochmals neu geformt werden: Als Frau und Mann. (Genesis 2,7: 21-24) In der biblischen Geschichte fehlen die verschiedenen Hautfarben. Der Scheinwerfer in der Bibel ist auf das Geschlecht gerichtet: Ich bin als weiblicher «Maiskolben» ebenso ein Abbild Gottes, wie du als männlicher «Maiskolben» – oder umgekehrt.

 
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